Zum dritten Mal seit 2011 hat die SVMTR eine Arbeitsmarktanalyse durchgeführt


Sarah Wüest 

Die Befragung 2024 hat gezeigt, dass die Gesamtzufriedenheit unter allen befragten Personen hoch ist. Trotz geringer Laufbahnperspektiven beabsichtigt die Hälfte der Befragten, mehr als zehn Jahre in der aktuellen Stelle weiterzuarbeiten. Um die Zufriedenheit mit dem Job genauer erklären zu können, wurden zudem neu Regressions- und Varianzanalysen durchgeführt.

Methodisches Vorgehen
Im März und April 2024 wurde unter den dipl. Radiologiefachpersonen in der Schweiz eine Arbeitsmarktanalyse mithilfe einer Online-Befragung durchgeführt. Es wurde ein allgemeiner Fragebogen für dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH sowie ein separater Fragebogen für leitende dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH versendet. Das Ziel der Arbeitsmarktanalyse ist es, den Ist-Zustand des Arbeitsmarktes der dipl. Radiologiefachpersonen zu analysieren. Diese grossangelegte Analyse wurde bereits in den Jahren 2011 sowie 2020 durchgeführt, weshalb auch Vergleichsanalysen möglich sind.

Die Umfrage für dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH wurde von insgesamt 529 Personen vollständig ausgefüllt und die Umfrage für leitende dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH haben 73 Probandinnen und Probanden vollständig abgeschlossen.

Alle Fragen wurden deskriptiv ausgewertet und es wurde ein Vergleich zwischen den beiden Befragungswellen erstellt. Zudem wurden alle Fragen auf Signifikanzen im Hinblick auf verschiedene Aspekte (z. B. Mitgliedschaft, Geschlecht, Ausbildung) geprüft. Eine statistische Signifikanzprüfung ist ein Verfahren, mit dem bestimmt wird, ob ein beobachteter Effekt oder Unterschied in der befragten Stichprobe zufällig entsteht oder ob davon ausgegangen werden kann, dass in der Grundgesamtheit ein Zusammenhang zwischen zwei Variablen besteht. In diesem Fall sind die beobachteten Ergebnisse in der Stichprobe nicht zufällig.

Remote Working und Forschung
Die dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH wurden in diesem Jahr zum ersten Mal zu den Themen Remote Working sowie Forschungstätigkeit befragt.

Nur eine Minderheit von 2,8 % der befragten dipl. Radiologiefachpersonen gab an, dass sie in ihrer Institution Remote Working betreiben (n = 501). Remote Working wird hauptsächlich für Schulungen, Unterstützung bei der Durchführung von schwierigen und komplexen Untersuchungen oder zur Attraktivitätssteigerung des Berufs der Radiologiefachpersonen eingesetzt (n = 14). Dabei arbeitet die Mehrheit der Befragten weniger als eine Stunde pro Tag remote (n = 14).

Etwas mehr als ein Drittel (37,3 %) der Befragten gab an, dass in ihrem Institut eigene Forschung betrieben wird (n = 501). In der grossen Mehrheit der Fälle (87,8 %) betreiben Ärztinnen und Ärzte Forschung. Je rund die Hälfte der befragten Personen gaben an, dass in ihrem Institut Medizinphysiker:innen bzw. Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit Radiologiefachpersonen forschen, während in 37,8 Prozent der Fälle die Forschung ausschliesslich von dipl. Radiologiefachpersonen durchgeführt wird.

Mehr als die Hälfte der Befragten, die aktuell keine Forschung betreiben, möchten dies auch in Zukunft nicht tun (n = 314). Insgesamt 40,2 Prozent der Probandinnen und Probanden könnten sich dies hingegen vorstellen. Entweder als erste Autor:innen oder als Co-Autor:innen, zusammen mit ärztlichem Fachpersonal oder mit anderen dipl. Radiologiefachpersonen.

Die Gesamtzufriedenheit mit dem aktuellen Job über alle befragten Personen hinweg liegt bei durchschnittlich 7,0

Am zufriedensten sind die befragten dipl. Radiologiefachpersonen mit der technischen Einrichtung der Abteilung sowie mit dem Teamgeist. Auch der Arbeitsinhalt wird von einer Mehrheit als positiv eingeschätzt (n = 501).

Für Zufriedenheit wurde ein Mittelwert berechnet. Je höher dieser Wert ist, desto zufriedener sind die befragten dipl. Radiologiefachpersonen mit dem genannten Aspekt. Der Vergleich der Mittelwerte mit der Befragung 2020 zeigt, dass die dipl. Radiologiefachpersonen im Jahr 2020 mit den folgenden Aspekten signifikant (5 %-Niveau) zufriedener waren: Arbeitsinhalt, Arbeitslast, technische Einrichtung, Lohn, Arbeitszeitplanung, Arbeitsräumlichkeiten, Betriebsvorteile sowie mit den beruflichen Perspektiven.

2024 wurden die dipl. Radiologiefachpersonen auch zum ersten Mal gefragt, wie zufrieden sie mit ihrem Job gesamthaft auf einer Skala von 1 bis 10 sind (n = 501). Eine Antwort von 10 bedeutet, dass diese Personen äusserts zufrieden mit ihrer aktuellen Stelle sind. Der Mittelwert (MW) liegt über alle teilnehmenden dipl. Radiologiefachpersonen hinweg bei 7,0. Frauen sind mit einem Mittelwert von 7,1 signifikant (auf dem 5 %-Niveau) zufriedener mit ihrer aktuellen Arbeitssituation als Männer (MW: 6,8).

Fragen aus dem Job-Stress-Index deuten darauf hin, dass je von mehr als der Hälfte der teilnehmenden dipl. Radiologiefachpersonen sehr oft oder ständig ein hohes Arbeitstempo verlangt wird und sie sehr oft oder ständig unter Zeitdruck stehen. Dies sind zwei Belastungen, die zu Stress am Arbeitsplatz führen können. Es ist deshalb wichtig, dass den dipl. Radiologiefachpersonen auch genügend Ressourcen zur Verfügung stehen. Dies sind beispielsweise Handlungsspielraum, Ganzheitlichkeit der Aufgaben, unterstützendes Vorgesetztenverhalten und allgemeine Wertschätzung.

Trotz geringer Laufbahnperspektiven beabsichtigt fast die Hälfte der Befragten, mehr als zehn Jahre in der aktuellen Stelle weiterzuarbeiten
Von den teilnehmenden dipl. Radiologiefachpersonen beabsichtigen 40,5 Prozent, mehr als zehn Jahre in der aktuellen Stelle weiterzuarbeiten und nur eine Minderheit möchte ein Jahr oder weniger in der aktuellen Stelle bleiben (n = 501). Dies obwohl fast drei Viertel (71,7 %) der Befragten eher keine oder überhaupt keine berufliche Laufbahnperspektive in ihrer aktuellen Position sehen (n = 501). Dieser Schluss konnte bereits in der Befragung 2020 gezogen werden, weshalb in der diesjährigen Auswertung ein zusätzlicher Fokus darauf gelegt wurde, welche Punkte zur Zufriedenheit mit dem Job beitragen.

Auswertungen zur Erklärung der Zufriedenheit mit dem Job
Um besser beschreiben zu können, welche Faktoren einen Einfluss auf die Jobzufriedenheit haben, wurden Varianz- und Regressionsanalysen durchgeführt. Beide Methoden verwenden Stichprobendaten, um Aussagen über die Grundgesamtheit zu machen.

Die Regressionsanalyse wird verwendet, um die Beziehung zwischen einer abhängigen Variable und einer oder mehreren unabhängigen Variablen zu verstehen und vorherzusagen. Durch die Regressionsanalyse kann man herausfinden, wie stark und in welche Richtung die unabhängigen Variablen die abhängige Variable beeinflussen.

Die Regressionsanalyse zeigt, dass es einen mittleren positiven Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Job und der Zufriedenheit mit den folgenden Aspekten der aktuellen Stelle gibt:

  1. Lohn
  2. Beziehung zu den Vorgesetzten
  3. Betriebsvorteile (z. B. BVG, Ferien, sichere Arbeitsstelle)
  4. Arbeitslast
  5. Arbeitsorganisation

Zudem gibt es einen sehr schwachen positiven Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Job und der erwarteten Laufbahnperspektive.

Die Regressionsanalyse zeigt, dass es einen schwachen negativen Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Job und den folgenden Faktoren der Arbeitssituation gibt:

  1. Widersprüchliche Anweisungen von Vorgesetzten
  2. Zeitdruck
  3. Entscheidungen treffen ohne ausreichende Informationen

Die Varianzanalyse wird verwendet, um zu prüfen, ob es signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten von drei oder mehr Gruppen gibt. Sie hilft dabei festzustellen, ob eine beobachtete Variation in den Daten durch echte Unterschiede zwischen den Gruppen oder nur durch Zufall entstanden ist. Im Gegensatz zur Regressionsanalyse kann mit diesem Verfahren die Richtung der Beziehung nicht bestimmt werden. Aufgrund der statistischen Werte kann somit keine Aussage dazu getroffen werden, ob sich diese Werte positiv oder negativ auf die Zufriedenheit auswirken.

Die folgenden Punkte haben einen Einfluss auf die allgemeine Zufriedenheit mit der aktuellen Stelle:

  • Die Anzahl der zugeteilten dipl. Radiologiefachpersonen einer Abteilung werden als gut oder ausreichend eingeschätzt
  • Die dipl. Radiologiefachpersonen würden den Job verlassen, um in Pension zu gehen oder haben in absehbarer Zeit nicht vor, die aktuelle Stelle zu verlassen
  • Das Arbeitszeitmodell Büro-Öffnungszeiten
  • Die Abteilung / das Institut beschäftigt zwischen 11 und 20 dipl. Radiologiefachpersonen

Die Regressionsanalyse hat bis zu einem gewissen Teil erklären können, welche Punkte einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem Job haben. Für Berufe im Gesundheitsbereich gibt eine aktuelle Studie von XUND Aufschluss darüber, was den Pflegeberuf für die Pflegefachpersonen attraktiv macht. Die Resultate lassen sich bis zu einem gewissen Grad auch auf die dipl. Radiologiefachpersonen anwenden. Auf die Frage, welche Argumente für die Tätigkeit in einem Pflegeberuf sprechen, wurden folgende Punkte besonders hervorgehoben: abwechslungsreiche, interessante, vielseitige Tätigkeit (46 %); sinnstiftende Tätigkeit, erfüllend, Gutes tun (34 %); Kontakt/Arbeit mit Menschen (33 %); Team/Teamwork (28 %) (XUND: Bekanntheit und Assoziationen mit Pflegeberufen). Zusätzlich muss aber beachtet werden, dass wahrscheinlich bei den dipl. Radiologiefachpersonen die technische Komponente des Berufs einen wichtigen Stellenwert in der Berufswahl hat.

Befragung der leitenden Fachpersonen zeigt auf, dass in den nächsten Jahren zusätzliche Stellen für dipl. Radiologiefachpersonen HF/FH geschaffen werden müssen
Rund drei Viertel (76,7 %) der befragten Institutionen bieten Praktikumsplätze für Studierende aus den Bildungsgängen für medizinisch-technische Radiologie an (n = 73). Davon gab rund ein Drittel der Befragten an, dass noch freie Plätze verfügbar sind. In den restlichen Institutionen sind alle Praktikumsplätze besetzt.

Mehr als die Hälfte (57,5 %) der Teilnehmenden sind der Meinung, dass die Anzahl der Stellen / Stellenprozente im Vergleich zum Volumen der Aufgaben der Institution genügend sind (n = 73). Rund ein Viertel (28,8 %) der teilnehmenden leitenden dipl. Radiologiefachpersonen erachten die Anzahl Stellen / Stellenprozente als etwas ungenügend für das Volumen der Institution. Leitende dipl. Radiologiefachpersonen, die die Stellen / Stellenprozente als nicht ausreichend bezeichneten, wurden anschliessend nach den Gründen gefragt (n = 23). Alle gaben die Erhöhung des Arbeitsbedarfs als Grund an. Je 36,0 Prozent nannten neue Technologien bzw. mehr Teilzeitarbeit als Gründe. Rund ein Drittel (32,0 %) sehen neue Funktionen verantwortlich für die Anzahl ungenügender Stellen / Stellenprozente. Rund zwei Drittel (64,4 %) der Teilnehmenden sind der Meinung, dass in den nächsten 5 Jahren zusätzliche Stellen geschaffen werden müssen, um die Aktivitäten der Abteilung bzw. des Instituts zu gewährleisten (n = 73).

Dieser Mangel an Fachpersonal zeigt sich auch darin, dass rund ein Drittel (32,9 %) der befragten leitenden dipl. Radiologiefachpersonen angaben, dass in ihrer Abteilung / Institution Mitarbeitende radiologische oder radiotherapeutische Untersuchungen durchführen, die keine dipl. Radiologiefachpersonen sind (n = 73). Seit der letzten Befragung im Jahr 2020 ist dieser Wert um 9,5 Prozentpunkte angestiegen. Im Jahr 2024 wird diese Frage signifikant (1 %-Niveau) häufiger mit Ja beantwortet. Es kann also davon ausgegangen werden, dass sich die Situation über alle Institutionen hinweg verschärft hat. Das fachfremde Personal ist hauptsächlich in den Bereichen Röntgen, Aushilfe und Assistenz sowie Ultraschall-Untersuchungen tätig (n = 23).

Die Geschäftsstelle stellt interessierten Mitgliedern auf Anfrage gerne die vollständige Auswertung zur Verfügung.


Kontakt

Sarah Wüest
Projektverantwortliche
wamag | Walker Management AG
Bahnhofstrasse 7b
6210 Sursee
sarah.wueest@wamag.ch

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